Nachdem wir die ersten sechs Wochen unserer Reise an ein und demselben Ort verbracht haben, da ich in Playa del Carmen die Ausbildung als Divemaster gemacht habe, steht nun der zweite Teil unseres Mexiko-Aufenthalts an: Wir planen eine Rundreise durch verschiedene Städte, bevor wir am Schluss noch mal einige Tage in Baja California am Meer verbringen werden.
Böller und Revolution in den Bergen:
San Cristóbal de las Casas
Mit dem Reisebus durch Mexiko
Den größten Teil der Strecke legen wir mit dem Bus zurück. Reisebusse in Mexiko gibt es von einfach bis luxuriös. Da mehrere unserer Fahrten über Nacht gehen, entscheiden wir uns für die luxuriöse Variante mit Liegesitzen. Diese Busse bieten auch mehr Sicherheit, denn Überfälle auf Reisebusse sind zwar selten, kommen aber vor. Bei der Abfahrt in Playa del Carmen sind wir überpünktlich am Busbahnhof. Natürlich werden wir dann – ganz deutsch – gleich nervös, als unser Bus eine halbe Stunde Verspätung hat. Zu unserer Entschuldigung können wir vorbringen, dass alle anderen Busse superpünktlich waren.

Auf dem Zócalo, dem zentralen Platz von San Cristóbal
Ankunft in San Cristóbal de las Casas
Unser erstes Reiseziel ist San Cristóbal de las Casas, ein malerisch gelegenes Städtchen in den Bergen von Chiapas. Die Wahl ist eher per Zufall auf San Cristóbal gefallen. Vor allem haben wir einen geeigneten Ort gesucht, die lange Busfahrt von Playa del Carmen nach Oaxaca zu unterbrechen. Ein Glücksgriff, dann San Cristóbal ist wunderschön. Die Fahrt bis San Cristóbal noch mehr als 20 Stunden lang. Doch die Sitze im Bus sind bequem und wir haben alle paar Stunden Gelegenheit, kurz auszusteigen und uns die Füße zu vertreten. Während die gesamte Yucatan-Halbinsel flach ist, beginnt ab Palenque der Weg in die Berge. Der Bus quält sich die Serpentinen hoch, wir werden bequem von links nach rechts geschaukelt und haben dabei eine gute Aussicht auf das ländliche Mexiko.


Angekommen in San Cristóbal geht es zu unserem vorgebuchten Doppelzimmer im Hostel La Isla. Der Weg dorthin ist leider beschwerlich. Da liegt natürlich nur an der Höhe – San Cristóbal liegt auf 2.200 m – und den nicht gerade Fußgänger-freundlichen Bürgersteigen in Mexiko. Und hat rein gar nichts damit zu tun hat, dass mein Gepäck ungefähr eine Tonne wiegt.
Endlich angekommen beziehen wir erst mal unser Zimmer, das einen traumhaften Ausblick auf die umliegenden Berge hat. Weniger schön ist, dass das Hostel unter anderen von zwei sehr flauschigen Katzen bewohnt wird. Diese sind zwar sehr knuddelig, aber Janine ist allergisch. Der nächste Tag ist leider geprägt von asthmatischem Pfeifen und Atemnot.

Unser Hostel

Das eine süße Kätzchen

Zimmer mit Aussicht (© Janine Matthees)

und das andere
Die Bewohner von San Cristóbal sind recht feierfreudig. Das entdecken wir gleich in der ersten Nacht, als wir um drei Uhr morgens von Böllern geweckt werden. Die Knallerei hält dann auch die nächsten Tage und Nächte an. Außerdem bahnt sich am nächsten Tag eine Prozession voller gruseliger Gestalten mit wolfsähnlichen Masken und Reitern auf festlich herausgeputzten Pferden lautstark einen Weg durch die Stadt.



Dass Chiapas ein Staat mit einem großen Anteil an indigener Bevölkerung (Mayas, vor allem Tzeltal und Tzotzil) ist, sieht man auf den ersten Blick. Vor allen Frauen – selbst bunt gekleidet und oft mit Kindern im Schlepptau – ziehen durch die Straßen und verkaufen bunte Blusen und Kleider, geflochtene Armbänder und alles, was man/frau sonst noch über dem Arm tragen kann.




Doch das friedliche und beschauliche San Cristóbal hat auch eine andere Seite: 1994 ging von hier der bewaffnete Aufstand der Zapatisten aus. Diese setzten sich gegen eine neoliberale Wirtschaftspolitik und für die Rechte der indigenen Bevölkerung ein. Heute ist die Stadt friedlich, aber immer noch sind Plakaten mit Aufrufen zum Widerstand sowie Graffiti weit verbreitet. Auch in den Namen von Bars und Café spiegelt sich die Vergangenheit.

